In Deutschland erleiden jedes Jahr bis zu 60.000 Kinder ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine Gehirnerschütterung. Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH) informiert über die Prävention, Erkennung und Behandlung von Gehirnerschütterungen bei Kindern. PD Dr. med. habil. Peter Zimmermann, Oberarzt am Universitätsklinikum Leipzig und Experte für verunfallte Kinder, klärt die wichtigsten Fragen.
Schädel-Hirn-Trauma und Gehirnerschütterung – Was steckt dahinter?
Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist eine Verletzung des Kopfes, die durch einen Sturz oder einen Aufprall verursacht wird. Dabei kann es zu einer vorübergehenden Funktionsstörung des Gehirns kommen. Eine Gehirnerschütterung stellt die mildeste Form eines SHT dar. Obwohl diese in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich ist, sollte sie, insbesondere bei Säuglingen und Kindern, ernst genommen und im Zweifelsfall ärztlich abgeklärt werden.
Gehirnerschütterungen können ernsthafte Folgen haben, müssen aber unterschiedlich bewertet werden. Bei Säuglingen ist das Risiko aufgrund ihres noch unreifen Nervensystems höher. Bei älteren Kindern sind Gehirnerschütterungen oft weniger gefährlich und meist erholen sie sich vollständig, sofern keine zusätzlichen Risikofaktoren vorliegen. Dennoch solltest du auf mögliche Langzeitfolgen wie das postkommotionelle Syndrom achten (anhaltende Kopfschmerzen, Schwindel, Konzentrationsprobleme). Dieses kann bei etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder auftreten, besonders nach wiederholten Kopfverletzungen.
Welche Symptome treten bei Säuglingen und Kindern auf?
Die Symptome einer Gehirnerschütterung können sich bei Säuglingen und älteren Kindern unterscheiden. Es ist wichtig, dass du dein Kind nach einem Unfall genau beobachtest, da sich Symptome manchmal erst nach Stunden oder sogar Tagen zeigen. Bei Säuglingen sind die Anzeichen oft schwerer zu erkennen, da sie nicht in der Lage sind, typische Beschwerden wie Kopfschmerzen zu äußern. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Ältere Kinder hingegen zeigen häufiger klare Anzeichen. Zu den möglichen Symptomen zählen Kopfschmerzen, Erbrechen, übermäßige Müdigkeit und Verhaltensänderungen.
Welche präventiven Maßnahmen gibt es, um Stürze zu vermeiden?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um Stürze und Verletzungen bei Kindern zu verhindern:
- In deinem Zuhause solltest du Schutzgitter an Treppen und Fenstern anbringen, Möbelkanten polstern und Stolperfallen beseitigen.
- Babys und Kleinkinder sollten zudem nie unbeaufsichtigt auf erhöhten Flächen wie Wickeltischen oder Betten gelassen werden.
- Im Freien ist das Tragen eines Helms bei Aktivitäten wie Radfahren oder Skateboarden unerlässlich.
- Auch auf Spielplätzen solltest du auf sichere Spielgeräte und die Einhaltung von Spielregeln achten.
- Außerdem ist die Verwendung altersgerechter Kindersitze im Auto ein wichtiger Schutzmechanismus.
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Gehirnerschütterung: Wann sind Arzt oder Notaufnahme nötig?
Besonders wachsam solltest du sein, wenn dein Kind eine Kopfverletzung erlitten hat. Falls keine der folgenden Symptome auftreten, gilt dennoch: Im Zweifel lieber einmal zu oft zum Arzt, um auf der sicheren Seite zu sein. Einige Warnzeichen, die eine sofortige ärztliche Untersuchung erforderlich machen, sind:
- Bewusstlosigkeit, die länger als fünf Sekunden anhält
- Anhaltende starke Kopfschmerzen
- Wiederholtes Erbrechen
- Ungewöhnliche Schläfrigkeit und Verwirrtheit
- Krampfanfälle
- Flüssigkeitsaustritt aus Nase oder Ohren
- Gespannte Fontanelle bei Säuglingen (Die Fontanelle ist eine weiche Stelle im Schädel von Babys. Sie erleichtert das Wachstum des Gehirns und die Geburt. Sie schließt sich meist zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat.)
- Deutliche Verhaltensänderungen
- Sichtbare Verletzungen am Kopf
- Unterschiede in der Pupillengröße
Wie kann dein Kind zu Hause behandelt werden?
Zu Hause ist es wichtig, das Verhalten deines Kindes genau zu beobachten. Wenn es erbricht, über Kopfschmerzen klagt oder ungewöhnlich müde wirkt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Mindestens 24 bis 48 Stunden Erholung sind jetzt notwendig, bevor dein Kind wieder normale Aktivitäten aufnimmt. Bemerkst du eine harte Beule nach einem Sturz, ist sie in der Regel unbedenklich. Eine weiche, teigige Schwellung hingegen könnte auf einen Bruch oder Riss im Schädelknochen hindeuten. In diesem Fall sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden. Hat die Beule jedoch eine weiche Schwellung in der Mitte, ist sie in der Regel harmlos. Trotzdem solltest du solche Verletzungen beobachten und im Zweifelsfall medizinisch abklären lassen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie
Fotos: Freepik // Pexels / MART PRODUCTION
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