Derzeit ist wieder Homeschooling angesagt. In vielen Familien erhöht das den Stresspegel, so dass etliche Eltern immer wieder stöhnen: „Mein Gott, jetzt reiß dich doch mal zusammen!“ Aber die Erfahrung zeigt ganz deutlich, dass derlei Mahnungen überhaupt nichts nützen. Was jedoch hilft, sind kleine Pausen.
Diplom-Pädagoge Detlef Träbert hat wertvolle Tipps für uns:
Was ist Konzentration?
„Konzentration ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Tätigkeit“, sagt das online-Lexikon Wikipedia. Wenn also der Wille eine Rolle beim Konzentrieren spielt, hilft Motivation, wie man die Lernlust auch nennt. Ist aber keine Lust vorhanden, so hält die Konzentration nicht lange vor.
Zu Beginn Ihrer Schulzeit vermögen sich Kinder durchschnittlich etwa 10-15 Minuten auf eine Sache zu konzentrieren, zu der sie im Augenblick keine Lust haben, die sie jedoch erledigen müssen. Am Ende der Grundschuljahre hat sich dieser Wert auf durchschnittlich 20-25 Minuten erhöht. Haben Kinder jedoch Spaß am Tun, können sie stundenlang dranbleiben.
Unterrichtsstunden in der Schule sind abwechslungsreich und weisen verschiedene Phasen auf. Mal müssen die Kinder aufmerksam zuhören, mal im Kreisgespräch aufeinander achten, mal in Stille arbeiten, mal wird gesungen oder gespielt. Eine durchgängige Konzentration ist nur bei langer Stillarbeit, bei Klassenarbeiten und – bei den Hausaufgaben gefordert. Und für Letzteres gibt es Tricks, die unseren Kindern helfen.
Wie wirken Pausen?
Der wichtigste Trick besteht darin, rechtzeitig – also etwa alle fünf Minuten – eine sehr kurze, aber bewegungsreiche Minipause von höchstens einer Minute einzulegen. (Das gilt jedoch nur, wenn dem Kind die Konzentration schwerfällt. Sollte ihm seine Arbeit Freude bereiten, ist Aufmerksamkeit automatisch gegeben.)
Es kann beispielsweise aufstehen, dreimal vorwärts und dreimal rückwärts um den Schreibtisch gehen, fünf Kniebeugen machen und sich dann wieder an seine Aufgaben setzen. Solche körperliche Aktivität ist ein echter Kontrast zur geistigen Anstrengung. Vor allem macht sie locker, wo Verkrampfung droht, und stellt rasch die geistige Frische wieder her.
Geistige Frische hat nämlich eine unverzichtbare Voraussetzung: den aktiven Blutkreislauf. Wenn wir lange ziemlich unbeweglich sitzen, reduziert sich unser Blutdruck und damit die Durchblutung des Gehirns. Da aber das Blut Sauerstoff und Nährstoffe transportiert, wird unser Denkapparat nach längerem stillen Sitzen unterversorgt. Minipausen alle vier bis fünf Minuten wirken dem entgegen. Sie aktivieren den Kreislauf und fördern damit die Denk- fähigkeit. Dass das tatsächlich hilft, zeigen die Empfehlungen so mancher Krankenkasse zur Bürogymnastik, denn auch wir Erwachsenen bewegen uns oft zu wenig.
Kraftübungen für zappelige Kinder
Alle Kinder, aber besonders die zappeligen oder gar hyperaktiven unter ihnen, profitieren sehr von „isometrischen Kraftübungen“, z.B. diese:
Setze dich aufrecht auf das vordere Drittel deines Stuhls. Die Füße stehen nebeneinander fest auf dem Boden. Mit beiden Händen greifst du neben den Oberschenkeln unter die Sitzfläche und ziehst so fest, als wolltest du sie hochbiegen. Ziehe gleichmäßig und mit aller Kraft, fünf tiefe Atemzüge lang. Jetzt schüttele deine Arme aus.
Stütze dich anschließend mit beiden Händen neben den Oberschenkeln fest auf, wieder fünf tiefe Atemzüge lang. Versuche dabei, dich ein klein wenig hochzudrücken. Abschließend schüttele erneut die Arme aus. Jetzt kannst du dich wieder besser auf die Arbeit konzentrieren.
Solch eine Kraftübung verhindert, dass ein zappeliges Kind auch nach der Pause noch weiterzappeln muss. Nach einer halben Stunde mit Minipausen brauchen die meisten Kinder eine Fünf-Minuten-Pause, um aufstehen, herumlaufen und zur Toilette gehen zu können. Und nach zwei bis drei Schulstunden sollten sie eine große Pause einlegen, um mal eine Kleinigkeit zu essen, ein paar Minuten zu spielen und vielleicht auch noch ein wenig herumspringen zu können.
Bewegte Minipausen sparen nicht nur mehr Zeit ein, als sie erfordern. Kinder machen mit diesem Pausensystem auch deutlich weniger Fehler in ihren Aufgaben, haben also Erfolgserlebnisse. Das motiviert zusätzlich und ermöglicht mehr Selbstständigkeit – sind das nicht tolle Aussichten?
Weitere Pausenübungen & weitere Hilfen zur Verbesserung der Konzentration bietet das Buch von Detlef Träbert: Konzentration – der Schlüssel zum Schulerfolg, Dreieich (MEDU Verlag)
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