Foto: Amina Filkins, Pexels
Frauen, die eine Familie gründen möchten und Frauen, die bereits schwanger sind, sind heutzutage, zu Zeiten der Corona-Pandemie, oftmals maximal verunsichert “Soll ich mich gegen Corona impfen lassen!?”
Da liest man von einer Schwangeren, beispielsweise, die einen schweren Corona-Verlauf hatte und den Kampf gegen das Virus verlor. Man versuchte, das Baby per Kaiserschnitt zu holen. Doch auch es überelebte nicht. Gleichzeitig hat man womöglich Bedenken: “Ist die Impfung unbedenklich für mich und mein ungeborenes Kind?”
Die Stiko, die Ständige Impfkommission, und das Robert-Koch-Institut empfehlen die Impfung für Frauen mit Babywunsch und Schwangere. Sehr sogar. Statistiken zeigen bisher, dass Schwangere ein 23-fach höheres Risiko haben, beatmet zu werden und sogar ein 26-fach höheres Risiko zu sterben.
Eine Analyse des Canadian Medical Association Journal ergab, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft eine Präeklampsie auslösen kann – mit allen bekannten Gefahren für die Gesundheit von Mutter und Kind. Die Risiken steigen mit steigendem Schweregrad der Erkrankung
Interview mit einer Expertin:
Wir haben uns mit Prof. Dr. Monika Bals-Pratsch unterhalten und einige Fragen von mampa-Leserinnen vorgebracht.
“Frauen, die schwanger werden wollen und Schwangere sollten sich unbedingt impfen lassen!” plädiert Prof. Dr. Monika Bals-Pratsch gleich zu Beginn unseres Gesprächs. “Die Gefahr, die sich Schwangere ohne Covid-Schutz aussetzen, ist immens”.
“Ich kenne viele Schwangere, die mit vielen Mühen und Hoffnungen schwanger geworden sind, während wir einige Fälle von Schwangeren kennen, die sich nicht haben impfen lassen, nun angesteckt sind und durchaus einen schweren Verlauf haben. Impfen! Impfen! Impfen! Alles andere ist wahnsinnig. Da ignoriert man die schlechten Komplikationen. Auf den neonatalen Stationen liegen die Frühchen von Schwangeren, die sich nicht geimpft haben. Das ist schon schrecklich. Und wenn so eine Frau stirbt, dann haben Sie ein Frühchen ohne Mutter. Und es wäre so vermeidbar!”
Prof. Dr. med. habil. Monika Bals-Pratsch, M.Sc.:
Studium der Humanmedizin in Göttingen und Lübeck, Weiterbildung zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe mit Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an den Universitätsklinika Münster und Lübeck, klinische Andrologin (European Academy of Andrology) am Institut für Reproduktionsmedizin der Universität Münster, Klinische Embryologin, Master of Science, Universität Graz. Promotion und Habilitation im Fachgebiet der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Professorin Universität Regensburg. Leitende ärztliche Tätigkeiten als Reproduktionsmedizinerin: Kinderwunschsprechstunde Med. Universität zu Lübeck, seit 2001 Praxispartnerin in Regensbu
Besteht die Gefahr einer Fehl- oder Frühgeburt durch eine Corona-Erkrankung? Warum müssen bei Schwangeren mit einem schweren Verlauf die Kinder per Kaiserschnitt geholt werden?
Ja! 20% der schweren Verläufe auf den Intensivstationen sind Schwangere. Bei den Schwangeren, die keine Luft mehr bekommen und beatmet werden müssen, ist natürlich die Durchblutung nicht gut. Das bedeutet eine akute Gefahr für das Kind. Diese Kinder werden per Kaiserschnitt geholt, um sie zu retten.
Besteht eine Gefahr für das ungeborene Kind durch die Covid-Impfung?
Es gibt mittlerweile so gute Daten zur Impfungen bei Schwangeren. Der Impfstoff ist international, milliardenfach in Anwendung. Eine Gefahr für das ungeborene Kind ist so unwahrscheinlich. Gleichzeitig gehören die Schwangeren zu den 20 % der schweren Verläufe auf den Intensivstationen. Das ist ein hoher Faktor. Ein vermeidbarer Faktor.
Wie kommentieren Sie das Gerücht, eine Corona-Impfung würde unfruchtbar machen?
Es gibt mittlerlerweile so viele Frauen, die geimpft sind und erfolgreich schwanger geworden sind. Dieses Gerücht sollte somit wirklich widerlegt sein. Eine Impfung tangiert den Mutterkuchen in keiner Weise. Das haben auch Labortests bestätigt.
Welche Ängste bezüglich der Impfung hören Sie momentan?
Die meisten, die sich nicht impfen lassen, werden von ihrem direkten Umfeld beeinflusst: “Was!? Du willst schwanger werden und lässt dich impfen??” Aber das ist wirklich substanzlos! Das ungute Gefühl, dass den Frauen gegeben werden soll, ist völlig unbegründet.
Ich kenne sogar einen Fall, da lässt sich die Frau nicht impfen, weil der Mann es nicht will. Da bin ich machtlos. Der Mann traut der Impfung nicht. Sollte seine Frau aber schwanger krank werden, läuft er Gefahr, dass seine Frau einen schweren Verlauf haben könnte… mit verheerenden Folgen.
Fragen von mampa-Leserinnen:
“Ich bin 2 x geimpft, bereits vor meiner Schwangerschaft. Jetzt wird empfohlen sich boostern zu lassen. Einerseits hat man ohne Booster-Impfung Angst vor einem schweren Verlauf bei Ansteckung – und somit auch dem Kind Schaden zuzufügen. Andererseits soll man ja in der Schwangerschaft auf Medikamente und gewisse Lebensmittel verzichten. Bei meiner ersten Schwangerschaft wurde mir von Medikamenten abgeraten, z.B. Grippeimpfung. Und jetzt soll eine Impfung in Ordnung sein. Da fehlt mir noch irgendwie das Verständnis. Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll.”
Prof. Dr. Monika Bals-Pratsch:
Boostern soll man, ob man schwanger ist oder nicht – das ist die aktuelle Empfehlung der STIKO. Bitte lassen Sie sich impfen. Auch eine Empfehlung gegen eine Grippeimpfung ist nicht in Ordnung. Die STIKO empfiehlt eine Grippeimpfung für Schwangere unbedingt. Denn auch bei einer Grippeerkrankung laufen Schwangere Gefahr eines schweren Verlaufs.
“Ich bin in der 18 SSW und bin mir nicht sicher. Gibt es schon Kinder die geboren wurden? Von geimpften Frauen. Wie haben die meisten Frauen es vertragen?”
Prof. Dr. Monika Bals-Pratsch:
Es gibt mittlerweile ganz viele, abertausende Frauen, die geimpft sind und Mutter geworden sind. Hier also eine ganz klare positive Nachricht. Bei den Impfnebenwirkungen muss man nicht mit anderen Symptomen rechnen, wie bei einem nicht-schwangeren Menschen.
Weltweit empfiehlt man eine Impfung vor der Schwangerschaft, in allen Phasen der Schwangerschaft – auch während des ersten Trimesters. Und auch während der Stillzeit.
“Soll ich die Auffrischungs-Impfung während der Schwangerschaft oder erst während der Stillzeit vornehmen lassen. Wie erhält mein Kind mehr Immunstoffe?
Prof. Dr. Monika Bals-Pratsch:
Man sollte sich immer sofort impfen lassen, sobald die Impfung fällig ist. Schwindet der Impfschutz, setzt sich die Mutter einer vermeidbaren Gefahr aus. Dem Kind hilft es gar nichts, wenn die Mutter sich ansteckt und womöglich einen schweren Verlauf hat.
Ausführliche Information zu Corona & Schwangerschaft findet man übrigens auf der
Webseite der Frauenklinik Jena und hier:
www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin/Wir+sind+f%C3%BCr+Sie+da/Impfen+und+Schwangerschaft.html
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