Bayerns größtes Felsenkeller-Labyrinth
Über hundert von Menschenhand in den Sandstein gehauene Kellerräume erstrecken sich nebeneinander oder in Etagen übereinander liegend von Nord nach Süd in Schwandorf in der Oberpfalz über rund einen Kilometer unter der Stadt.
Eine geheimnisvolle Unterwelt begeistert Besucher im oberpfälzischen Schwandorf. Über 100 verzweigte Kellerräume bilden ein mystisches Labyrinth im Sandstein unter der Stadt. Entstanden sind die bis zu 500 Jahre alten Gewölbe als Gär-Keller als Schwandorf noch ein Zentrum der Braukunst war.
Heute können Besucher durch rund 60 effektvoll beleuchtete historische Sandsteinkeller wieder in die faszinierende Geschichte von Bayerns größtem Felsenkeller-Labyrinth abtauchen: Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Gewölbe auch von “Keller-Dieben” heimgesucht und retteten als Luftschutzbunker tausenden Menschen das Leben. Wer heute in Bayerns größte “Unterwelt” hinabsteigt, der kann die wechselvolle Geschichte des einzigartigen Schwandorfer Felsenkeller-Labyrinths hautnah erleben. Über 100 von Menschenhand in den Sandstein gehauene Kellerräume erstrecken sich nebeneinander oder in Etagen übereinander liegend von Nord nach Süd über rund einen Kilometer unter der Stadt.
Entstanden sind die ersten Schwandorfer Felsenkeller bereits Ende des 15. Jahrhunderts. Der Grund: In dieser Zeit begannen die Bierbrauer der Region ihr Brauverfahren von der oberen, warmen auf die untere, kalte Gärung umzustellen und erzielten damit ein süffigeres, vor allem aber länger lagerfähiges Bier. Die Temperatur durfte bei diesem innovativen Gärprozess zehn Grad Celsius nicht überschreiten – Bedingungen, welche die Schwandorfer Felsenkeller noch heute bieten.
Die einzigartige Ausdehnung des Schwandorfer Felsenkeller-Labyrinths zeigt die historische Bedeutung der Stadt als “Brau-Metropole”. Schon etwa ab der Mitte des 16. Jahrhunderts “exportierten” die Schwandorfer Kommun-Brauer ihr Bier auch in umliegende Städte wie Regensburg. Allein in der Zeit von 1855 bis 1861 weisen die Archive eine Verdreifachung der gelagerten Biermenge in den Braukellern aus, auf dann über 700.000 Liter.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg errichteten die immer größeren Privatbrauereien moderne Gäranlagen und Kühlhäuser, so dass in den Schwandorfer Felsenkellern jetzt vermehrt landwirtschaftliche Produkte wie Kartoffeln, Fleisch und Rüben gelagert wurden.
Dieses reichhaltige “Angebot” an Nahrungsmitteln rief schließlich 1931/32 die sogenannten “Keller-Diebe” auf den Plan: Auf ihren Raubzügen durchbrachen sie Mauern und natürliche Felswände und verbanden dadurch ursprünglich voneinander unabhängige Keller-Systeme. Die “Keller-Diebe” sind also die eigentlichen “Schöpfer” des Schwandorfer Felsenkeller-Labyrinths.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die weitverzweigte Unterwelt der Stadt zum Lebensretter für tausende von Schwandorfer Bürgern. Während einer dramatischen Bombennacht am 17. April 1945 mit 1.250 Toten suchten allein rund 6.000 Menschen Zuflucht in den zu Bunkern ausgebauten Felsenkellern.
Nach den dramatischen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs verfiel ein Großteil des Schwandorfer Felsenkeller-Labyrinths in den Nachkriegsjahrzehnten. Doch inzwischen hat die Stadt einen Teil aus etwa 60 Kellerräumen ihrer historischen und jetzt denkmalgeschützten Unterwelt saniert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Mehr im Internet: www.schwandorf.de
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