Foto: KJF Augsburg/Ronja Mößbauer 

Eltern sollten selbst informiert sein und in der Familie über die Gefahr sexuellen Missbrauchs sprechen

Das Internet ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Schon gar nicht aus der Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen. Doch wie auch in der realen Welt lauern im virtuellen Raum Gefahren. Zum Beispiel die des Cyber Grooming – so wird die Vorbereitung eines sexuellen Missbrauchs über Online-Medien bezeichnet. „Die Täter bedienen sich eines Mediums, das bei Kindern und Jugendlichen einfach sehr beliebt und wichtig für ihre sozialen Kontakte ist“, so Diplom-Psychologin Christiane Schuler von der Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen an der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung.

Typischerweise wird der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen über soziale Netzwerke oder auch Online-Spieleplattformen aufgenommen. „Die Täter haben eine geradezu perfide Strategie sich zunächst das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen zu erschleichen, indem sie deren Unbedarftheit und Vertrauensseligkeit ausnutzen und Verständnis für die vielleicht schwierige Situation des jeweiligen Opfers vortäuschen“, erklärt Christiane Schuler. Irgendwann schlägt dieses Vertrauensverhältnis dann um, und die Kinder und Jugendlichen werden bewusst manipuliert und unter Druck gesetzt, um intime Fotos und Videos zu erpressen oder um ein persönliches Treffen einzugehen. Die Dunkelziffer für Cyber Grooming ist groß. Schätzungen zufolge ist jeder zweite Jugendliche zumindest einmal mit eigentlich unerlaubtem Verhalten oder Inhalten konfrontiert.

„Ich würde mir wünschen, dass alle Erwachsenen ruhig und sachlich mit Kindern und Jugendlichen darüber sprechen könnten, dass es dieses Phänomen, aber ebenso Möglichkeiten gibt, sich zu wehren“, sagt die KJF Erziehungsberaterin und fordert außerdem, dass Kinder und Jugendliche ähnlich dem Fahrradführerschein auch einen Internetführerschein in der Schule machen sollten. „Es sollte unbedingt Lerninhalt sein, wie man sich in diesem virtuellen Raum sicher bewegen kann. Das Wissen darüber, was überhaupt erlaubt ist und was nicht, und wo Grenzen übertreten werden, ist nicht vorhanden“, so die Beobachtung der KJF Erziehungsberaterin. Diese Ahnungslosigkeit und Unwissenheit stellt sie sowohl auf Seiten der Kinder als auch auf Seiten der Eltern fest. „Es ist wichtig, dass Erwachsene über Rechte, Grenzverletzungen und den drohenden Missbrauch aufklären. Dieses Thema muss noch viel mehr als gesellschaftlicher Auftrag verstanden werden“, so der Appell der KJF Erziehungsberaterin Christiane Schuler. „Denn nur starke Menschen können sich für ihre Rechte einsetzen.“

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Tipps der KJF Erziehungsberaterin: So beugen Eltern Cyber Grooming vor

  • Ein guter Draht zwischen Eltern und Kindern: Voraussetzung dafür, dass Kinder und Jugendliche sich ihren Eltern anvertrauen, ist eine gute und vertrauensvolle Beziehung. Eine solche ermöglicht es dem Nachwuchs sich zu öffnen, wenn ihn etwas beschäftigt oder bedrückt – egal um welchen Lebensbereich es sich handelt. In Bezug auf die virtuelle Lebenswirklichkeit der Heranwachsenden gilt es für die Eltern, mit ihnen im Gespräch über ihre Online-Erlebnisse zu bleiben und regelmäßig interessiert nachzufragen, welche Netzwerke und Online-Angebote sie nutzen.
  • Über Gefahren informieren: Möglichst sachlich und offen sollten Mütter und Väter mit ihren Kindern und Jugendlichen über mögliche Gefahren und den typischen Ablauf von Cyber Grooming sprechen. Aus einem solchen Gespräch kann man dann auch gemeinsame Regeln festlegen. Diese könnten beispielweise umfassen, dass die Kinder und Jugendlichen nicht auf Kontaktanfragen von völlig Fremden reagieren oder sich nicht alleine mit rein virtuellen Bekanntschaften treffen.
  • Kompetente Eltern sein: Damit Väter und Mütter ihren Söhnen und Töchtern wirklich hilfreich zur Seite stehen können, falls Cyber Grooming oder auch Cyber Mobbing passiert, brauchen Erwachsene Wissen und Handlungsstrategien. Darum ist es nötig, sich zu informieren, beispielsweise durch Elternabende an Schulen, bei Vorträgen oder auf entsprechenden Internetseiten.
  • Vorbild sein: Durch das eigene Vorbild erziehen Eltern ihren Nachwuchs außerdem ganz automatisch zum Selbstschutz. Wenn Erwachsene vorleben, dass man seine eigenen Rechte kennt und sich Informationen oder Hilfe holt, können auch Kinder und Jugendliche auf solche Strategien zurückgreifen. Beispielsweise beraten zum Thema sexuelle Gewalt auch anonym die Polizei oder das Jugendamt. Auch die KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen informieren über mögliche Hilfen. Jede Institution, in der Kinder und Jugendliche sich aufhalten – wie Schulen – muss ein Schutzkonzept und einen Ansprechpartner benannt haben. Kinder und Jugendliche können sich auch selbst zum Beispiel an die Nummer gegen Kummer unter der Telefonnummer 116 111 oder das Hilfetelefon gegen sexuellen Missbrauch unter 0800 22 55 530 wenden.
  • Mut machen: Den Kindern vermitteln, dass es ein Zeichen von Mut und Stärke ist, jemanden bei einem Problem mit ins Boot zu holen.
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