Schreien ist zunächst etwas ganz Normales. Es ist das elementare Signal des Kindes an seine Umwelt, mit dem es Unmut und seine Bedürfnisse zeigt. Eine andere Möglichkeit sich auszudrücken hat ein Baby zunächst nicht. Gerade die ersten Wochen und Monate sind für ein Kind eine Zeit dramatischer Gefühlszustände. Alles, was es erlebt, ist neu und keinen der einströmenden Reize kann es zunächst einordnen, an alle Abläufe muss es sich erst einmal gewöhnen.

Der einzige sichere Hafen, den das Kind kennt, sind seine wichtigsten Bezugspersonen – meist Mama und Papa. Ihnen signalisiert es durch sein Schreien: Helft mir! Ein schreiendes Baby hat immer recht und hat immer einen Grund!

Doch den jeweiligen Grund und die richtige Hilfe zu finden, ist für Eltern nicht immer leicht. Denn sie müssen ihr Baby erst kennenlernen und in die Elternrolle hineinwachsen. „Das ist ein Prozess, der Zeit und Ruhe braucht. Die Unterstützung und Hilfe, die junge Eltern in dieser Zeit brauchen, wird eigentlich immer unterschätzt.“ Da kann schon eine halbe Stunde heftiges Schreien des Babys reichen, um Eltern an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit zu bringen.

Wenn das Baby viel schreit sollte man sich unbedingt Hilfe holen.
Foto: Stephanie Pratt

Wenn das Baby schreit: Erste-Hilfe-Tipps:


1) Sind die Grundbedürfnisse des Kindes befriedigt?
Kann es Hunger haben? Sich über eine volle Windel beschweren? Ist es müde?


2) Wenn es müde ist, braucht Ihr Kind vielleicht Hilfe dabei in den Schlaf zu finden. Einen Tag-Nacht-Rhythmus und längere Schlafphasen entwickeln Säuglinge erst in den ersten Lebensmonaten. Darum haben sie anfangs in der Regel nur kurze Wachphasen zwischen den Mahlzeiten und schlafen manchmal nur im Körperkontakt in Nähe und Sicherheit – auf Mamas oder Papas Arm.


3) Liegt eine Überreizung vor? War der Tag sehr unruhig? War es bei vielen fremden Menschen auf dem Arm? Haben viele Fremde ihren Kopf in den Kinderwagen gesteckt? Versuchen Sie, Reize zu reduzieren und begleiten Sie Ihr Kind durch die verschiedenen Phasen des Tages. So erleichtern Sie es ihm, sich an die wiederkehrenden Abläufe von essen, gewickelt werden und schlafen zu gewöhnen. Dieser feste Rhythmus gibt auch Ihnen Sicherheit.

4) Körperliche Nähe beim Tragen und ruhiges Wiegen im Hin- und Hergehen beruhigen Babys in der Regel. Aber, Achtung! Unter Stress neigen Eltern dazu, immer schneller zu gehen und das Kind immer stärker zu „schuggeln“. Das ist kontraproduktiv bis gar gefährlich für das Kind. Wenn
Sie merken, dass Gefühle wie Wut oder aggressive Impulse in Ihnen aufsteigen, das Kind besser sicher in sein Bettchen oder den Wagen legen, für einen kurzen Moment den Raum verlassen und innehalten oder selbst ein paar Mal tief Ein- und Ausatmen. Wenn eine zweite Person bei dem
Baby bleiben kann, dann auch für einen Moment aus der belastenden Situation gehen und für eigene Erholung oder Stärkung sorgen.


5) Wer kann mich konkret unterstützen? Kann ich bei der Nachbarin klingeln und sie bitten, herüberzukommen, damit ich in der Situation nicht allein bin?

6) Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass das Baby auf keinen Fall schreit, weil es Sie ärgern oder irgendwelche Spielchen spielen möchte. Auf keinen Fall sollte ein schreiendes Baby allein gelassen werden. Wenn Sie es nicht mehr aushalten, Hilfe holen!


7) Sorgen Sie vor. Wissen Sie bereits, zu welchen Zeiten und in welchen Situationen Ihr Kind mit Schreien reagiert? Dann versuchen Sie zu organisieren, dass Sie zu den üblichen Schreizeiten des Kindes nicht alleine mit dem Kind sind oder richten den Tagesablauf mehr auf die Bedürfnisse des Kindes hin aus.


8) Vergleichen Sie Ihr Baby nicht mit anderen.
Kinder sind ganz unterschiedlich, jedes kommt bereits mit einem ganz eigenen Temperament auf die Welt und jedes hat andere Startbedingungen. Die Fähigkeiten, selbst in den Schlaf zu finden oder sich selbst zu beruhigen, etwa durch das Lutschen am eigenen Händchen, entwickeln sich bei jedem Kind unterschiedlich schnell.


9) Können körperliche Ursachen hinter dem Schreien stecken?
Der Kinderarzt sollte Säuglinge untersuchen und so eine Infektion, Verdauungsprobleme oder andere Erkrankungen ausschließen.


10) Holen Sie sich fachliche Unterstützung!


Quelle: KJF Fachklinik Josefinum

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