„Selbstbewusst“ wird oft missverstanden als „voller Selbstvertrauen“ und „stark im Auftreten“, erklärt Inke Hummel. Sie ist Pädagogin und erfolgreiche Autorin und Bloggerin. “Dabei bedeutet ein gesundes Selbstbewusstsein im Grunde nur, dass ich mich selbst gut kenne, mir bewusst bin, wie ich ticke, was ich brauche, was ich kann und was mir Schwierigkeiten macht.”
Selbstbewusstsein hat also mehr mit mir als mit anderen zu tun. An den Punkt, ein gesundes Selbstbewusstsein zu fühlen, können wir unsere Kinder über die ersten Lebensjahre gut hinbegleiten, so dass sie zum Beispiel wissen:
- Sie sind eher impulsiv und müssen sich bewusst auch mal um ruhigere Momente bemühen, damit es ihnen gut geht.
- Oder sie sind schüchtern und wissen, dass sie immer etwas Vorbereitung und Anlauf brauchen, aber dann ihre Ziele erreichen können.
Die Begriffe „schüchtern“ und „selbstbewusst“ passen nämlich sehr gut zusammen, werden aber landläufig oft als Gegenteile verwendet.
“Selbstvertrauen ist eng damit und auch mit dem Begriff Selbstwert verbunden. Wenn ich mich gut kenne, also selbstbewusst bin, und mir etwas zutraue, habe ich ein gutes Selbstvertrauen und einen gesunden Selbstwert. Das Selbstvertrauen hat dann nicht nur mit mir, sondern auch mit Interaktion zu tun: Wie stark trete ich auf? Wie viel Platz kann ich anderen lassen? Wie gut bin ich im Miteinander?” erklärt Inke.
Ob das eigene Kind in Bezug auf diese Eigenschaften gut aufgestellt ist, kann ich beispielsweise daran erkennen, …
- …ob es sich gut einschätzen kann und zwar hinsichtlich der Eigenschaften, auf die es stolz ist, aber auch hinsichtlich der Bereiche, in denen es nicht so gut ist und noch Unterstützung benötigt
- …ob es anderen Kindern (auch Geschwistern) einen gewissen Raum lassen kann, da es in sich so gut ruht, dass es nicht ständig mit Eifersucht reagieren muss
- …ob es geliebt wird und sich geliebt fühlt, denn in dieser Kombination hat es gut begleitende Eltern, vermutlich ein recht bindungssicheres Verhalten und damit auch viel Kraft für sich selbst
- …ob es positive Glaubenssätze in sich trägt wie „Meine Eltern trauen mir etwas zu. Ich werde gebraucht auf dieser Welt. Ich kann vieles oder weiß, wie ich es mit Hilfe schaffe. Oder auch: Ich darf Fehler machen, das gehört zum Leben dazu.“
- …ob es imstande ist, andere Menschen glänzen zu lassen, ohne sich selbst zurückgesetzt zu fühlen
- …ob es sich wirklich mitfühlend zeigen kann, also sicher genug in sich selbst ist, um die Gefühle anderer an sich heranzulassen
Inke Hummel, Pädagogin M.A. und Bestseller-Autorin.
Familienbegleiterin, Erziehungsberaterin und pädagogischer Coach. Als Dozentin für Fortbildungen und Autorin für Fortbildungsmaterial berät sie auch Fachpersonen mit dem beziehungsorientierten Blick.
Anzeichen, dass ein Kind kein gesundes Selbstvertrauen hat, sind:
- Sie meinen, nicht so gut wie andere Kinder zu sein
- Freuen sich kaum über ihre eigenen Erfolge, sondern konzentrieren sich auf ihre Misserfolge
- Unterschätzen ihr Können
- Beurteilen sich zu streng
Die Entwicklung zu einem gesunden Selbstvertrauen können wir Eltern vor allem in den ersten Lebensjahren intensiv unterfüttern, aber müssen auch im Grundschulalter und der Pubertät noch immer im Blick haben, dass wir mit dafür verantwortlich sind, dass das Selbstvertrauen bleibt. “Stärkend sind eine beziehungsorientierte Erziehung, die ohne Machtgefälle und Angst und Strafen als Erziehungsmittel auskommt, sowie ein Familienleben, an dem das Kind echt teilhaben kann, also nicht alles für das Kind entschieden und erledigt wird. Ich spreche gern von „zugewandtem Zumuten“. Kinder sollten spüren, dass wir ihnen etwas zutrauen, dass sie von uns auch mal einen Vertrauensvorschuss bekommen, oder dass wir mit ihnen gemeinsam überlegen, wie sie ein Ziel erreichen können und im sozialen Miteinander andere nicht übergehen. Sie sollten aber auch spüren, wenn wir Entscheidungen und Verhaltensweisen nicht so gut finden. Wichtig ist hier, das zugewandt zu vermitteln – nicht beschuldigend und vorwurfsvoll”, so Inke weiter.
Mit so einer starken Basis kann unser Kind gut ins Leben gehen, sei es in Beziehungen zu anderen Menschen oder auch in Lernsituationen in Schule und Alltag. Darum sind Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und Selbstwert so relevant.“
Wie so eine Erziehung gelingt, kann man in Inke Hummels neuem Buch „Nicht zu streng, nicht zu eng“ (humboldt) nachlesen. Erscheinung am 23.2.2022
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